TLZ E-Paper, 11.07.2024
OTZ, Thomas Stridde, 30.04.2024, S. 15:
Johannisfriedhof ist eine Station am Städtebautag
Oase an der Friedenskirche galt vor Jahren als totgesagter Park. Jetzt folgt ein Sanierungsprojekt dem anderen Thomas Stridde Jena. Die Finanznot der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen war einer der Gründe: Über Jahre hatten Beobachter den Johannisfriedhof immer wieder totgesagt, weil sich mangels Geld kaum etwas tat im lauschig-verwunschenen Saum der Friedenskirche. Derweil hat sich vieles zum Guten gewendet. Kirchmeisterin Catrin Eberhardt, seit fast fünf Jahren im Amt, wird den Besuchern des Jenaer Städtebautages am kommenden Sonnabend ab 10 Uhr anhand vieler Ecken zeigen können, wie der historische Friedhof zukunftssicher gemacht wird. Ein gutes Sinnbild dafür ist der nordwestliche Sektor des Friedhofs hinterm Gärtnerhaus. „Das war eine gruslige Ecke“, sagt Catrin Eberhardt. Nun aber sind in jüngerer Vergangenheit dortige alte Garagen weggerissen worden. Neu gebaut wurde stattdessen ein Zweckbau mit „zwei Wirtschaftsbereichen“, wie Catrin Eberhardt sagt: einer als Unterkunft für den Johannisfriedhof-Förderverein und einer für den Bauhof. „Das ist sehenswert. Ein einfacher Bau, aber mit einer tollen Fassade“, sagt die Kirchmeisterin, womit sie das als äußerliches Gestaltungselement vertikal aneinandergereihte Astwerk meint. „Wirklich schrecklich“ sei zudem der bauliche Zustand insbesondere der Friedhofsmauer an ihrer Nordwestecke gewesen. Dieser Abschnitt ist nun als sanierter Abschnitt zu bestaunen; Projektträger sei die Stadt gewesen. Selbst die Wegführung ist an dieser Ecke wieder ertüchtigt worden. Und nur den Blick ein wenig gewendet: „Noch spannender“ sei die Nord-Mauer. „Die fällt nachinnen.“ Geschuldet sei das der Verbindungsstraße, die vom Philosophenweg her an Uni-Psychiatrie und am Uni-Rechenzentrum vorbeiführt. Die Straße liege nach diversen Aufbauten im Laufe der Jahre einen Meter überm Boden-Niveau auf der Mauer-Innenseite des Friedhofs und drücke deshalb gegen das Mauerwerk. Studenten aus aller Welt als Grabsteinpfleger „Wir wollen gestalten und nichts überformen“, sagt Catrin Eberhardt zur Philosophie der Friedhofssanierung. Das spiegelt sich zum Beispiel an 60 Grabstätten wider. Sie sind innerhalb der vergangenen drei Jahr bei Sommer-Einsätzen internationaler Studentengruppen auf Vordermann gebracht worden, ohne die jeweilige historische Aura des Gesteins zu zerstören. Die Süd-Mauer entlang der B 7, wie Catrin Eberhardt erläutert, bereite den Bauleuten aber derzeit die Hauptsorge.. Ein Weg mündet dort an einem Durchgang. DieMauer sei hier „total desolat“ und die Situation „sehr brisant“, weshalb der Sektor mit Zäunen abgesperrt wurde. Ziel sei es, die Mauer nach der fälligen Sanierung wieder zu verschließen, „wie es ursprünglich war“. Zu den nächsten Schritten gehöre es zudem, den Weg von der Süd- entlang der Mittelmauer hin zum Gärtnerhaus zu verbreitern.. Ausdrücklich lobt Catrin Eberhardt die Unterstützung der Stadtverwaltung. Nach ihrer Beschreibung reicht das bis hin zur Grünpflege. Auch hier habe die Stadt „ohne Diskussion“ finanzielle Hilfe gegeben, so dass die Kirche kraft zusätzlicher Eigenmittel noch Fördergeld beantragen konnte. „Wir haben viel Kraft in Grünschnitt und Ersatzplanzungen gesteckt“, sagt die Kirchmeisterin. „Auch hier ist Alarm“, sagt Catrin Eberhardt in der Nähe des Westeinganges der Friedenskirche über eines der beiden verbliebenen Grabhäuser, deren „sieben oder acht“ es früher auf dem Friedhof gegeben haben soll. Immer wieder das gleiche Problem: „Der Efeu, so romantisch er ist, er macht alles kaputt.“ – Ein wahrer Efeu-Baum ist regelrecht mit dem Grabhaus verschmolzen. Das zweite Objekt dieser Art, das „Grabhaus Lauterbach“ direkt am Philosophenweg-Eingang zum Friedhof, „sitzt schon auf der Mauer und schert zur Seite weg“. Gemeinsam mit dem Denkmalamt sei ein Sanierungskonzept fertiggestellt. Jetzt müssten „in alle Richtungen Anträge“ auf Fördergeld gestellt werden, sagt Catrin Eberhardt. Also stirbt kein weiteresGrabhaus? – Catrin Eberhardt: „Nicht, solange ich hier bin.“ Tag der Städtebauförderung am Sonnabend, 4. Mai: Johannisfriedhof, Philosophenweg 1a. Führungen um 10, 11, 14 und 15 Uhr. Jugendclub Westside, KarlMarx-Allee 13, mir Rahmenprogramm 14 bis 22 Uhr; Kulturschlachthof, FritzWinkler-Straße 2b, Programm unter: kulturschlachthof-jena.de