Wolfgang  Wimmer

 

Dr. h.c. Carl Friedrich Zeiss (1816 - 1888)

 

Carl Zeiss wurde am 11. September 1816 in Weimar geboren. Seine Mutter Friedericke (1786 - 1856) war die Tochter des Hofadvokaten Johann Heinrich Schmith. Der Vater war Kunstdrechslermeister August Zeiss (1785-1849). In den sechs Generationen vorher finden sich insgesamt 16 Drechsler. Der Vater war 1808 nach Weimar gezogen und hatte als Hofdrechslermeister sicherlich einen Höhepunkt in der handwerklichen Familientradition erklommen. Dem Kronprinzen Carl Friedrich (1783-1853) erteilte er Unterricht im Drechseln, der dafüpr die Patenschaft für den Sohn übernahm, der nach ihm benannt worden war. In seiner Jugend erlebte Carl Zeiss noch die Endphase der klassischen Zeit Weimars. In dem Jahr, als Johann Wolfgang von Goethe starb - 1832 -, schloss Carl das Gymnasium mit Primarreife, also in der vorletzten Klasse, ab. Die beiden Brüder Eduard (1809-1877) und Gustav (1811-1875)  trieben die Schul- und Universitätsausbildung weiter und wurden Lehrer. Der Vater wurde Stadtrat und war 1833 Vorsitzender des Gewerbe-Vereins. Also eine durchaus bürgerliche Welt, in die Carl Zeiss hineinwuchs.

 

Warum er selbst weder den akademischen Weg seiner Brüder ging noch das Handwerk des Vaters ergriff, ist nicht überliefert. Verlockender als die Drechselei war in diesem "mechanischen" Zeitalter für einen begabten und ehrgeizigen jungen Mann sicherlich die Mechanik.

© W.Wimmer, gekürzt Ch.Apfel


Wolfgang  Albrecht

 

Johann Christian Friedrich Körner (1788 - 1847)

 

In Jena, in der Grietgasse 10, lebte und arbeitete der Lehrling Carl Zeiss von 1834 bis 1838 unter einem Dach mit seinem Lehrmeister. Hofmechanicus Dr. phil. Friedrich Körner legte dort die Grundlagen für den phänomenalen Aufstieg seines Meisterschülers zum größten Unternehmer der Stadt.

 

Zum 200. Geburtstag von Carl Zeiss rollt auf Jena eine Welle von Jubiläumsveranstaltungen zu. Kein Wunder, verdankt doch die Stadt dem Unternehmeer Zeiss so ziemlich alles, was aus der ehemals eher beschaulichen Universitätsstadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute geworden ist. Dennoch werden es sich die Stadtoberen in ihren Jubiläumsreden verkneifen müssen, vom größten Sohn der Stadt zu sprechen, denn Carl Zeiss wurde im benachbarten Weimar geboren, ging dort zur Schule, bevor er zur beruflichen Ausbildung nach Jena wechselte.

 

Auf welche Weise Carl Zeiss als Lehrling in Körners Werkstatt kommt, darüber ist nichts Genaues bekannt. Aber es gibt Indizien.

© W. Albrecht, gekürzt Ch.Apfel


Lambert  Grolle

 

Dr. Otto Eppenstein (1876 - 1942) - verdienter Wissenschaftler und engagierter Bürger Jenas

  

Über den Menschen Eppenstein schreibt Ernst Wandersleb, Schwager und Freund, 1951:

  "Otto Eppenstein stammt aus einer jüdischen Familie, die früher in Quedlinburg eingewurzelt war und später in Breslau seßhaft geworden ist. Er ist 1,83m groß, athletisch gebaut, rothaarig, hat tiefbraune Augen, trägt eine Myopenbrille und hat eine tief klingende Stimme. Er hat ein feines sicheres Gefühl für echt und unecht, edel und unedel, im Leben, in der Literatur, in der Kunst, in der Wissenschaft."

 

Otto Eppenstein wurde in Breslau am 10.Oktober 1876 als ältester Sohn von sechs Kindern des Kaufmanns Richard Eppenstein (1848-1909) und seiner Frau Marie geb. Silbergleit (1856-1931) geboren. Seine Geschwister hießen Karl, Hermann, Gertrud, Emmy und Lisa.

Schon 1894 bestand Otto Eppenstein die Abiturprüfung am Humanistischen Gymnasium "Johanneum" in Breslau.

 

Er studierte anschließend Physik, Mathematik und Philosophie in Heidelberg, Breslau, Wien und Jena. Mit Hans Boegehold (1876-1965) zusammen hörte er 1897/98 in Jena die letzten Vorlesungen von Ernst Abbe und die von Rudolf Straubel. Am 4, Mai 1900 promovierte er in Jena zum Dr. phil. Als seine Lehrer nennt er in seiner Doktorarbeit vor allem Ernst Abbe (1850-1905), Felix Auerbach (1856-1933), Nobelpreisträger Rudolf Eucken (1846-1926) und Rudolf Straubel (1864-1943).

© L. Grolle, gekürzt Ch. Apfel


Eckhard Schack

 

Dr. h.c. Carl Friedrich Zeiss - Ein Grabstein bewegt 

Eine Don Camillo und Peppone-Variante 1978 auf dem historischen Johannisfriedhof in Jena

 

Anfang der 1970er Jahre endeten auf dem Johannisfriedhof unserer Stadt die vertraglich vereinbarten Rechte und Pflichten an den einzelnen Grablagen endgültig. Die Friedhofserhaltung lag von da an allein in der Verantwortung interessierter Bürger und zuletzt freilich bei der Evangelischen Kirchgemeinde in der Stadt Jena. 1975 wurde ich zum Pfarrer gewählt von der Gemeinde im Johannissprengel in Jena-West und hatte mit Pfarrer Hans Gellner an der Friedenskirche meinen Predigtort. Die Kirchgemeinde Jena ist seit Jahrhunderten Rechtsträgerin dieses Friedhofs. Mit der Eröffnung eines städtischen Friedhofs im Norden der Stadt wurde er ein "historischer Friedhof", für den letztlich der Kirche bis heute die alleinige Verantworung aufgelastet ist. Seine künftige Gestaltung stellte ganz neue Fragen und Probleme, die allein vom Eigentümer Kirche nicht bewältigt werden konnten, galt es doch für eine denkmalpflegerische Erhaltung und Neugestaltung erhebliche finanzielle Mittel aufzubringen. So verfiel der Friedhof in den folgenden Jahren und wurde zu einer Oase für sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Von 1972-1975 hatten die internationalen Sommerlager der "Aktion Sühnezeichen" alle Teile des Friedhofs zu roden versucht, ohne dass es eine nachhaltige Langzeitwirkung gebracht hat. Manche schätzten die zunehmende Verwahrlosung und die damit einhergehende Überwucherung in einem attraktiven Rückzugsraum aus dem Alltagsstress. Andere nutzten den Schutz der sich ausbreitenden Büsche und wuchernden Baumschösslinge für ihre kriminellen Aktivitäten. Eine Gruppe von 13-15jährigen Schülern konnte in der Nähe des mit Büschen und Efeu überwuchernten Zeiss-Grabes ein Warenlager verstecken, in dem sie ihre Beute aus den HO- und Konsumverkaufsstellen zwischenlagerten, ohne dass es von den damaligen Pfarrern entdeckt wurde.


Christine Theml

 

Caroline von Lengefeld - Beulwitz - Wolzogen

(1763 - 1847)

 

"Sterbe ich, so soll mein Grab oben an der Mauer sein, wo von Knebel liegt."

 

Sie war eine Frau, die viel reiste. Damit konnte sie ihre Umtriebigkeit und ihren Wissensdurst befriedigen.

 

"Eine zweite Welt, die der Imagination, nahm mich früh gefangen und verdeckte mir die gemeine Wirklichkeit. Größe zu lieben, war meine Seligkeit", schrieb sie in ihren Aufzeichnungen. Diese Liebe wuchs schon in früher Jugend, als sie die Charakterstudien des Plutarch las. "Keine Bücher haben je so einen Eindruck auf meine Seele gemacht und sie gleichsam in eine andere Form geschmolzen... Noch nie, weder in einem Buche, noch in der wirklichen Welt hatte mich moralische Schönheit gerührt... Welche süße Schauer, welch unbekanntes Gefühl durchdrang mich, als ich die starken Seelen von Plutarchs Helden kennen lernte. Alle Beispiele von einer großen Kraft, sich größer als die Dinge um uns her zu machen, sie zu tragen oder ihnen zu widerstehen? Ein heißes Streben zwang mein ganzes Wesen in die Höhe. Ich konnte nichts Kleines in mir mehr leiden... Es war mir ein süßes Geführl mich größer machen zu können als die Gegenstände, unabhängig von allen zu sein und mein Glück allein in der Vervollkommnung meiner Seele, in der Übung ihrer Kräfte zu finden."

 

Auf der Rückseite ihres Grabkreuzes auf dem Johannisfriedhof kann man die von ihr selbst gewählten Worte lesen: "Sie irrte, litt, liebte, verschied im Glauben an Christum die erbarmende Liebe." In diesem Spannungsfeld kann man ihr Leben besser verstehen, ihr Achtung zollen für einen lebenslangen Kampf um ein sinnstiftendes Leben, den sie nicht immer gewann.

Claire Gyldén

 

Erbbegräbnis derer von Knebel

Eine internationale Familiengeschichte

 

Eines schönen Sommertages, den 20. Juni 1865, wird Thérèse von Knebel (1842-1937) aus Jena mit Hugo Gyldén (1841-1896) aus

Heldinki - in dem Großfürstentum Finnland, welches seit 1809 zu Russland gehörte und zuvor etwa siebenhundert Jahre ein Teil Schwedens war - in der kleinen Landkirche in Genien, in der Nähe von Lübeck, verheiratet.

 

Sie hatten sich in Weimar getroffen, bei Professor Preller. Hugo, der im Winter 1862 beim Astronomen Hansen in Gotha studierte, hatte seine Eltern, Nils-Abraham und Beate Sophie Gyldén, begleitet, die von Helsinki gekommen waren, um Friedrich Preller (den Älteren), Maler und Professor an der fürstlichen freien Zeichenschule in Weimar, zu besuchen. Der Vater Hugo's, der Professor in lateinischer und griechischer Literatur an der Universität Åbo in Helsinki war, interessierte sich sehr für die Kunst und war auch einer von jenen, die das Kunstmuseum Helsinki's, das Ateneum, gründeten. In der Knebelsammlung im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar gibt es einige Briefe von Nils-Abraham und Beate-Sophie an Friedrich Preller, so daß wir erraten können, daß die beiden Männer Freunde waren, nicht nur Kollegen.

Thérèse, die spätere Frau an seiner Seite, hatte nach dem Tod ihres Vaters sich eines Winters vorgenommen, einer Freundin einen Besuch abzustatten und als Haustochter bei den Prellers zu sein, weil Frau Preller blind war.

 

Thérèses Vater, Major Karl Wilhelm v. Knebel (1796-1861) war der uneheliche, aber anerkannte Sohn des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach.


Christine Theml

 

Johanna Schopenhauer  (1766-1838)

Salonnière und Schriftstellerin der Goethezeit

 

"Heute werden Federn geschnitten, Tinte aufgefrischt, Papier gekauft und morgen fange ich an, meine Memoiren, Wahrheit ohne Dichtung, zu schreiben. Das ist eine Arbeit, auf die ich mich sehr freue und die mir gewiss gut von statten gehen wird. Mit meinen Herzensangelegenheiten, denn die sind doch eigentlich das Leben einer Frau, werde ich der Welt nicht beschwerlich fallen, aber in einem siebzig Jahre langen Leben, von der Befreiung Amerikas an, bis auf den heutigen Tag kommt doch manches vor, was Kinder und Kindeskinder interessieren kann." schrieb Johanna Schopenhauer an den Übersetzer und Schriftsteller Johann Diedrich Gries (1775-1842), denn sie hatte von einem bewegten Leben zu erzählen.

 

Johanna Henriette Trosiener, so ihr Mädchenname, wird am 9. Juli 1766 in der Freien Hansestadt Danzig in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie hinein geboren. Sie ist die älteste von vier Schwestern. Der Vater, Heinrich Trosiener, Mitglied des Stadtrates, und die Mutter Elisabeth, geb. Lehmann, ermöglichen ihr ab ihrem vierten Lebensjahr in verschiedenen Einrichtungen bzw. über Hauslehrer eine für Mädchen überduchschnittliche Bildung, die sie voller Wissbegier aufnimmt. Vor allem Fremdsprachen wie Polnisch, Englisch und Französisch lernt sie leicht. Später schreibt sie einmal, dass ihr die Jugensjahre "Lebensleichtigkeit" gegeben haben.

 

Mit 19 Jahren wird sie an den Großkaufmann Heinrich Floris Schopnehauer (1747-1805) verheiratet.

Eine vorherige, nicht standesgemäße Liebe zu einem jungen Mann war ihr von den Eltern ausgeredet worden, ebenso der Wunsch, Malerin wie die berühmte Angelika Kaufmann zu werden.

© Ch. Theml, gekürzt Ch. Apfel


Traugott Keßler

 

Prof. Dr. Karl August von Hase (1800-1890)

Kirchenhistoriker, politischer Gefangener und Ehrenbürger Jenas

 

Das Grabmal für die Familie von Hase auf dem westlichen Teil des Friedhofs gehört ohne Zweifel zu den schönsten und eindrucksvollsten Grabmonumenten des Johannisfriedhofs. Zwei ionische und zwei Rechtecksäulen tragen einen Dreieckgiebel, der eine Steinplatte mit den Namen und Lebensdaten der Verstorbenen sowie ein Medaillon mit einem anrührenden Doppelbildnis des Ehepaares Hase schützt. Das Grabmal hat deutlichen Bezüge zur antiken Tempelbaukunst und offenbart die Liebe Karl von Hases zur Ewigen Stadt Rom und deren antiken Zeugnissen. Rom galt für Karl von Hase als "eine schöne Ferienheimat", und für ihn waren "Jena und Rom seine liebsten Orte": Zwischen 1829/30 und 18882 war er 16x für Wochen oder Monate in der Ewigen Stadt. Das Grabmal schuf der Leiptziger Bildhauer Karl Seffner (1861-1932) anfangs für Hases Frau Pauline, geborene Härtel (1809-1885), die fünf Jahre vor ihrem Mann verstorben war.

 

Auch in seinem 1852 erworbenen Garten am Fuße des Landgrafenberges am Philosophenweg 46 ließ sich Hase zunächst ein kleines Haus im Stil eines antiken Tempels errichten. Anschließend baute er dort eine Sommervilla nach dem Vorbild italienischer Landhäuser, in die der kleine Tempel einbezogen wurde. Das Sommerhaus, die "Villa Hase", wurde 1980 wegen massiver Bauschäden abgerissen, da es auf Grund seiner Lage am steilen Hang des Landgrafenberges damals zu Zeiten der ehemaligen DDR nicht saniert werden konnte.

© T. Keßler, gekürzt Ch. Apfel


Gerhard Reuter

 

Die Göttling-Professoren und Goethe

Goethe - ja! Doch, wer kennt schon die beiden Göttling-Professoren, Vater und Sohn, wer die beachtenswerten Wechselwirkungen zwischen ihnen und Goethe, ihre "Wahlverwandschft"? Auf dem Johannisfriedhof in Jena kann man sich daran erinnern lassen.

 

Überragt von einer Stele mit Palmettenaufsatz wenige Schritte nördlich der Friedenskirche liegen vier große Steinplatten traditionsgemäß nach Osten orientiert, immer wieder von Efeu überwachsen: die Gräber der Familie Göttling.

 

Prof. Dr. Johann Friedrich August Göttling (1753-1809)

 

Wie wir später erkennen werden, fehlte für einen wetterfesten neuen Grabstein das Geld. Dabei hat der Vater J. F. August Göttling doch entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Pharmazie an der Universität Jena zu einer eigenen Disziplin entwickeln konnte, herausgelöst aus der Medizin und anschließend getrennt von der Chemie, mit einer Brückenfunktion zwischen der Medizin und den Naturwissenschaften. Leider ist uns kein Bild von J. F. August Göttling erhalten geblieben.[ ...]

© G. Reuter, gekürzt Ch.Apfel


Arno Martin

 

Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849)

 

Am 13. Dezember 1780 wurde in Hof im damaliegen Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth dem Kutscher Johann Adam Döbereiner und seiner Ehefrau Anna Susanna, geb. Grießhammer, ein Sohn geboren. Er wurde am 15. Dezember in St. Michael auf den Namen seines Paten Johann Wolfgang getauft. Wenige Monate später zog die Familie nach Bug bei Münchberg ins Rittergut des Dienstherren seiner Vaters.

 

Zur Schulbildung des Knaben gibt es keine sicheren Quellen. Es ist nur bekannt, daß im Markgrafentum ab 1747 eine Unterrichtspflicht, aber keine Schulpflicht bestanden hat. Der Vater hat offensichtlich für seinen Sohn eine ähnliche Laufbahn vorgesehen, wie er sie selbst eingeschlagen hatte, als Gehilfe in der Landwirtschaft. Man kann annehmen, dass Johann Wolfgang auf dem Gut die für die landwirtschaftlichen Arbeiten benutzten Geräte und Maschinen kennen und mit ihnen umzugehen gelernt hat. Auch wird er auf dem Gut gesehen haben, wie Bier gebraut und Brandwein destiilliert wird. In einem später erschienenen Lebenslauf wird über seine Kindheit gesagt: " Wenn schon Döbereiner in dem ihm gebotenen ökonomischen und landwirtschaftlichen Unterrichtsgegenständen keine Befriedigung seiner geistigen Tätigkeit finden konnte, so wurde doch durch die specielle Kenntniß der Gewerbe und Handwerke in ihm eine bestimmte mechanische Fertigkeit ausgebildet, welche dem späteren Chemiker bey der Construction complicierter Apparate sehr zustatten kam." Seine Mutter scheint dem geistigen Interessen und Bedürfnissen ihres Sohnes wesentlich mehr Verständnis entgegengebracht zu haben als der Vater.

© A. Martin, gekürzt Ch. Apfel