Heinrich Christoph Tamm (1691-1714)
Jura-Student
Heinrich Christoph Tamm wurde am 16. Februar 1691 als Sohn des Bereiters Martin Tamm und seiner Frau Martha Catharina Schwabhäuser in Gotha geboren. Ab 1699 besuchte er das Gymnasium in seiner Heimatstadt. Am 27. September 1712 immatrikulierte er sich an der Universität Jena als Student der Rechtswissenschaften.
Am Vorabend des Johannistags, dem 23. Juni 1714, erlitt er auf einem Spaziergang einen Unfall, an dessen Folgen er am 28. Juni 1714 im Alter von 23 Jahren am „kalten Brand“ (Gewebenekrose) verstarb. Seine Eltern und sein jüngerer Bruder Adolph Johann Heinrich Tamm waren, nachdem sie von seinem sich verschlimmernden Zustand erfahren hatten, nach Jena gereist, um von ihm Abschied zu nehmen.
Die Beisetzung Heinrich Christoph Tamms fand unter großer öffentlicher Anteilnahme am 29. Juni 1714 statt. Auf seinem Grabstein ist eine Weinbergkanone zu sehen. Eine solche Kanone, die zur Vertreibung von Vögeln aus den Weinbergen diente, soll seinen Unfall verursacht haben. Beim Abfeuern sei es zur „Zersprengung eines Stückes“ gekommen, dessen Teile Tamm am rechten Bein schwer verletzten.
© R. Seifert
Bartholomäus Janson (1701–1782)
Strumpfwirker, Bürgermeister zu Jena; Lehn‑ und Freisaß zu Lobeda; Sohn des
Strumpfhändlers Bartolomäi Janson aus Weimar;
* 1701 in Weimar
† 12.05.1782 in Jena
Stein oben: Herrn Bartholomey Jansons E.E. Wohlw. Stadtraths alhier ,
Stein unten: Wohlbestellter Bürgermeister wie auch Erb‑ Lehn‑ und Freiherr zu Lobeda vor sich und seine Familie AO 176.....
Rechte Holztafel: Mensch bedenke, daß Du sterblich bist, dieses nimm bey allen deinen Handlungen wohl in acht,
mittlere Holztafel: Es will der Liebe Pflicht daß ich dis Denckmahl setze Grab‑ u. Ruhestädte (”vor” ‑ ist mit Blech abgedeckt),
linke Holztafel: Siehe meine Tage sind eine Hand breit bey dir u. mein Leben ist wie nichts bey dir, wie gar nichts sind alle Menschen die doch so sicher leben.........
1771 ersteigert Bürgermeister Bartholomäus Janson das historische Gasthaus „Sonne“, 1774 ist Janson dann auch als Besitzer des östlich anschließenden Nachbarhauses vermerkt.
Sein Vater ist als Strumpfwirkermeister in Weimar tätig, auch Janson selbst ergriff dieses Handwerk, da es als das einzige blühende Gewerbe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Jena bezeichnet wurde. Von Apolda ausgehend hatte sich auf diesem Gebiet eine fabrikartige Produktion auch in Jena etabliert.
Strumpfwirker nannten sich hier meist Händler und waren überwiegend nicht in der Produktion, sondern als eine Art Verleger tätig und konnten zu größerem Reichtum gelangen.
Er war verheiratet mit Eva Catharina, geb. Prager, der Tochter des Ölmüllers Christoph Prager aus Jena.
Bartholomäus Janson errichtet 1781 sein Testament und legt hierin fest, dass sein Haus nach seinem Tode an die Stadt fallen solle, die darin eine Schule für arme Waisen und uneheliche Kinder einrichten solle
Nach Jansons Tod fällt das Haus zwar an die Stadt, die jedoch seine Wünsche bezüglich einer Schule für benachteiligte Kinder nicht erfüllt.
Im Kirchenbuch ist zu seiner Bestattung vermerkt, dass Janson in dem Erbbegräbnis seiner Familie beigesetzt ist. Diese Grabstätte ist heute noch außen an der Nordwand der Friedenskirche erhalten
Jansons einzige Tochter, Johanna Catharina, hatte 1748 den Strumpfhändler Georg Friedrich Heidenreich geheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Dorothea Catharina Friederika, die ihrerseits im Jahre 1766 Ernst Wilhelm Imanuel Heiligenstädt, „F. S. Weimar. und Eisenachische(n) Ober-Vormundschafftl. Vice-Landschaffts-Cassir(ers) auch Hof- und Regierungsadvocat“ heiratet.
1768 wurde in dieser Ehe die Tochter Sophia Amanda Friederike Heiligenstädt geboren, die Mutter stirbt wenige Tage nach der Geburt. Sophia Amanda erbte die Häuser am Markt. Sie heiratet am 4. Mai 1788 den Weimarer Kauf- und Handelsherren Christoph Jacob Paulsen, der 1808 verstarb.
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Carl Jakob Reinhardt
kurfürstl. sächs.-weimar.-eisenach.Postmeister
* ca. 1712 in Arnstadt
† 17.09.1778 in Jena
verheiratet mit Johanna Maria geb. Mähler (Tochter des Rentsekretärs Mähler)
Grabinschrift:
Der Rechtschaffenheit
und musterhaften Eintracht seiner
innigst geliebten Aeltern,
Herrn Carl Jakob Reinhards
Courfürstl. und Herzogl. Sächsischen auf 35
Jahre treu verdienten Postmeisters alhier zu Jena,
welchen Gott am 17.September 1778 im 66 Jahre
seines geschäfftvollen Lebens unvermuthet zu seiner
Ruhe aufnahm und
Frau Johannen Marie Reinhardin geb. Mählerin
welche ihm an eben dem Monathstage des Jahres
1781 im 68 Jahres ihres Lebens sel. nachfolgte, widmet dieses Denckmal mit zärtlichstem
und unaufhörl. Danck deren einziger
Sohn Johann Heinrich Carl Reinhardt,
seitliches Buch: Meine Tage wurden auf d. Buch geschrieben.
© Ch. Apfel
Reinhold Traugott Graf (1851-1874)
Jura-Student
Reinhold Traugott Graf wurde am 11. April 1851 als Sohn des Pfarrers Gustaf August Graf und seiner Frau Bernhardina Friederika Julia Laura Bähring geboren. Er stammte aus Rüdersdorf im Herzogtum Sachsen-Altenburg.
Graf schrieb sich am 30. April 1874 für ein juristisches Studium an der Universität Jena ein. Nur wenige Monate später verstarb er in der Saalestadt im Alter von 23 Jahren am 17. Juli 1874 an Typhus.
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Johann Gottlieb Samuel Kessler
Mühlenbauinspektor
* 21.03.1776
† 04.04.1842 in Jena
großherzogl. Mühlenbauinspektor in Jena, Besitzer der Rasenmühle, Pächter der Brückenmühle; Sohn des Pächters des fürstl. Kammergutes Heusdorf Johann Andreas Keßler;
verheiratet in erster Ehe mit Johanna Maria Christina, geb. Neumann, der Tochter des Weidigsmühlen‑Pächters Johann Christoph Neumann,
in zweiter Ehe mit Johanne Wilhelmine Friedericke, geb. Bonath, der Tochter des Schuhmachermeisters Christoph Salomo Bonath, aus dieser Ehe gehen zwei Söhne und zwei Töchter hervor.
Keßler richtete um 1800 mit Erlaubnis des Herzogs Carl August eine Badeanstalt an der Saale, nebst Ausschank von Wein, Bier und Punsch, an der Rasenmühle ein.
© Ch. Apfel
Hermann Friedrich Wilhelm Bernhard Hering
Zinngießer, Drechsler
* 26.06.1847 in Jena
† 05.04.1916 in Jena
Hering fertigte außer schönen und zweckmäßigen Zinngefäßen auch Apparate für wissenschaftliche Institute;
Sohn des Zinngießermeisters Johann Christian Gottfried Ludwig Hering und Eleonora Rosine Christiane, geb. Grellmann;
verheiratet mit Anna Caroline Bertha Bernhardine, geb. Rost, Tochter des Glasermeisters Philipp Christian Heinrich Rost und Pauline, verw. Hundius, geb. Helm.
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Erbbegräbnis der Familie Siebert
Ludwig August Friedrich Siebert
Mediziner, Hofrat
*31.07.1805 Schloß Nymphenburg/München
† 01.07.1855 Jena
Geboren auf Schloss Nymphenburg/München, drei Monate und neun Tage nach dem Tod des Vaters, bekam trotzdem eine standesgemäße Ausbildung. Er studierte nach dem Schulabschluss zunächst Theologie und Philosophie, wechselte jedoch schon bald in die Medizin, wo er in Würzburg Schüler bei Lukas Schönlein (1793-1864) wurde. Dieser war dabei die deutsche Medizin durch die Einführung naturwissen-schaftlicher, streng empirischer Methoden statt spekulativer naturphilosophischer Betrachtungen in der Diagnostik zu reformieren. Siebert verteidigte die Lehren Schönleins in vielen, zum Teil ironischen Schriften.
Nach seiner Hochzeit mit der Würzburger Kaufmannstochter Dorothea Seißer promovierte er und wurde Assistenzarzt am Stadtkrankenhaus in Bamberg. Aus der Ehe gingen 8 Kinder hervor.
Nach dem Tod Starks wurden die Wissensgebiete geteilt und Siebert wurde an die Universität Jena für die innere Medizin und Franz von Ried für die Chirurgie berufen.
Sein Hobby war die Ur- und Frühgeschichte des Menschen. Er führte in seiner Bamberger Zeit Ausgrabungen durch. Die 89 Fundstücke wurden 1864 aus seinem Nachlass Professor Friedrich Klopfleisch, seinem Freund und Begründer des Archäologischen Museums der Jenaer Universität, übereignet. August Siebert war mehrmals Dekan der Medizinischen Fakultät und (Pro)Rektor.
Er verstarb plötzlich am 1. Juli 1855 an einer Gehirnlähmung.
Paul August Carl Friedrich Siebert, genannt Fritz (1829- 1882)
Mediziner
Der älteste Sohn Fritz, ebenfalls Mediziner, arbeitet in Jena als praktischer Arzt und Privatdozent der pathologischen Anatomie. Nach der Habilitation in pathologischer Anatomie übernahm er das Physikat (Kreis/Bezirksarzt).
Er heiratete Anna Carolina geborene Hering, die Tochter des Justizrates Hering aus Jena. Das Ehepaar hatte vier Kinder. Anna verstarb 1875.
Seine Berufung scheiterte an einer zu geringen Anzahl von Veröffentlichungen.
Auf Anweisung der Regierung erhielt er 1865 die Anstellung als provisorischer Direktor der Irrenanstalt. 1866 gründete er die landwirtschaftliche Colonie Kapellendorf, in der Frauen und Männer aus der Irrenanstalt die Anlage bewirtschafteten. 1869 wurde er auf Wunsch des Großherzogs Carl Alexander als Direktor der Irrenanstalt eingesetzt und es erfolgte die Ernennung zum a.o.Professor.
Es las die Psychiatrie als Lehrfach und hatte immer gut besuchte Vorlesungen. Er erschuf das Fach der Neuropathologie. 1879 wurde die von Fritz Siebert konzipierte und nach seinen Plänen von Gropius und Schmieden erbaute Irrenanstalt am Philosophenweg eröffnet. Im gleichen Jahr wurde die Colonie in Kapellendorf geschlossen und in die Großherzoglich-sächsische Landes-Irren-Heilanstalt mit Landwirtschaft in Blankenhain eingebunden.
Im gleichen Jahr heiratete er die aus Eisenach stammende Hedwig Kräger. In dieser Ehe wurden zwei Töchter geboren.
Friedrich Siebert starb 1882, erst 53-jährig, an einem Sarkom.
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Carl Ludwig Nipperdey (1821- 1875)
Klassischer Philologe
Carl Ludwig Nipperdey wurde am 13. September 1821 in Schwerin als Sohn des Hofmalers Carl Heinrich Christoph Nipperdey und seiner Frau Maria Magdalena Margareta Lantzius geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums Fridericianum in seiner Heimatstadt studierte er ab 1840 an der Universität Leipzig Philologie. Diese Studien setzte er ab 1843 an der Universität Berlin fort, wo er 1846 auch promovierte. Seine Habilitation erfolgte 1850 in Leipzig. Hier war er zunächst als Privatdozent tätig, ehe er 1852 außerordentlicher Professor für klassische Philologie an der Universität Jena wurde. Im Jahr 1854 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor. Ab 1867 hatte er zudem die Professur der Beredsamkeit inne.
Seit 1859 war Nipperdey mit Fanny Georgine Anna Steinthal verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. Nipperdey, der lange an einem sich stetig verschlimmernden Nerven- und Rückenmarksleiden litt, verstarb am 2. Januar 1875 in Jena durch Suizid.
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Carl/Karl Fortlage (1806-1881)
Philosoph
Arnold Rudolf Carl/Karl Fortlage wurde am 12. Juni 1806 in Osnabrück als ältester Sohn des Theologen und Schulreformers Johann Heinrich Benjamin Fortlage und seiner Frau Maria Margarethe geboren. Sein Vater war Konrektor und später Rektor am Osnabrücker Ratsgymnasium.
Fortlage absolvierte seine Schulbildung in Osnabrück und studierte ab 1825 an den Universitäten in Göttingen, Berlin und München Theologie, Philosophie und Philologie. In München promovierte er 1829 „Über die Denkweise der ältesten Philosophen“. Danach war er bis 1842 an der Universität Heidelberg und von 1842 bis 1846 an der Universität Berlin jeweils als Privatdozent tätig. Von Berlin wechselte er an die Universität Jena, wo er 1860 zum ordentlichen Honorarprofessor und 1873 zum ordentlichen Professor ernannt wurde.
Fortlage war zunächst ein Anhänger Georg Wilhelm Friedrich Hegels, ehe er sich den Werken Immanuel Kants, Johann Gottlieb Fichtes sowie Friedrich Eduard Benekes zuwandte. In seinen philosophischen Publikationen vertrat Fortlage eine metaphysische Sichtweise. Er selbst prägte dafür den Begriff des „transzendentalen Pantheismus“. Neben seinen philosophischen Forschungen interessierte sich Fortlage auch für die Musik der Antike. Im Jahr 1847 veröffentlichte er seine Abhandlung über „Das musikalische System der Griechen in seiner Urgestalt“. Im Jahr 1852 erschien Fortlages philosophisches Hauptwerk „Genetische Geschichte der Philosophie seit Kant“.
Fortlage war mit Sophie Charlotte Eitzen aus Oldesloe (1807-1885) verheiratet. Das Paar nahm ihre Nichte Marie Stein nach dem Tod ihrer Eltern als Pflegetochter an. Hofrat Carl/Karl Fortlage verstarb nach längerer Krankheit am 8. November 1881 in Jena im Alter von 75 Jahren. Er hinterließ seine Witwe Sophie, die am 11. September 1885 in Jena im Alter von 78 Jahren verstarb.
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Friedrich Wilhelm Rittler (um 1776/1777-1843)
Hofapotheker
Friedrich Wilhelm Rittler wurde um 1776/1777 als Sohn des Rats- und Stadtchirurgen Christoph Wilhelm Rittler geboren.
Rittler war zunächst als Provisor (Apothekergeselle) für den Besitzer der Jenaer Hofapotheke Immanuel/Emanuel Christoph Wilhelmi tätig, ehe er um 1810 dessen Kompagnon wurde. Am 20. November 1808 heiratete er die Witwe Anna Regina Hülßner, die zwei bereits erwachsene Töchter mit in die Ehe brachte. Das Ehepaar nahm mit Christoph Thurm noch ein weiteres Kind in die Familie auf.
Nachdem Wilhelmi sich aus Altergründen zurückgezogen hatte, betrieb Rittler die Apotheke allein weiter und kaufte 1825 auch das Haus am Markt. Nach dem Tod Wilhelmis im Jahr 1827 trat Rittlers Provisor Heinrich Osann, der im gleichen Jahr auch Rittlers Stieftochter Friederike Hülßner heiratete, als Kompagnon in die Apotheke ein. Rittler verstarb in Jena am 27. März 1843 im Alter von 66 Jahren.
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