Karl August von Hase

* 25.08.1800 in Niedersteinach

† 03.01.1890 in Jena

Theologe

Amalie Pauline von Hase, geb. Härtel

* 12.04.1809 in Leipzig

† 20.03.1885 in Jena

Ehefrau

 

Karl von Hase trug als Kirchengeschichtler über 50 Jahre zum Ansehen der Jenaer Universität bei und erhielt am Lebensende die gleichen Auszeichnungen wie Johann Wolfgang von Goethe, auch den erblichen Adelstitel.

Als Karl Hase drei Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Karl wird von Verwandten in Altenburg großgezogen. Er beginnt ein Jurastudium in Leipzig und wird Mitglied der verbotenen Burschenschaften. Wegen seines politischen Engagements wird er von der Universität Leipzig verwiesen, als Theologiestudent dann auch von den Universitäten in Erlangen und Tübingen, dort sitzt er zudem drei Monate in Festungshaft. Als Theologe habilitiert er sich in Leipzig und wird 1829 nach Jena berufen. 1831 heiratet er Pauline Härtel, die Schwester seines Leipziger Freundes, sie bekommen sieben Kinder. Karl Hase hat sich bemüht, kirchengeschichtliche Zusammenhänge verständlich darzustellen, Kirchengeschichte gehörte für ihn zur Allgemeinbildung. Mit seinen vielfach aufgelegten Büchern zur Kirchengeschichte und zur Erforschung des Lebens von Jesus Christus prägte er Generationen von Pfarrern bis in das 20. Jahrhundert hinein, beispielsweise auch den Nobelpreisträger Albert Schweitzer. Karl Hase trat für die deutsche Einheit ein, er nahm 1848 an den Sitzungen der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche teil und begrüßte 1871 die Bildung des Deutschen Reiches. Als Vertreter der Universität Jena huldigte er dem Kaiser nach seiner Krönung und dem Kaiserpaar bei der Goldenen Hochzeit. Zur Trauerfeier des Jenaer Ehrenbürgers Karl von Hase am 6. Januar 1890 wurde Trauerbeflaggung am Rathaus angebracht. Das klassizistische Sandsteingrabmal mit den vier Säulen und einem Giebel trägt an der Vorderfront ein weißes Marmormedaillon, das als Doppelbildnis das Ehepaar Hase zeigt. An Karl von Hase erinnern in Jena sein Ölbild in der Aula der Universität, das Studentenhaus „Karl von Hase“, sein Denkmal im Fürstengraben und der Von-Hase-Weg. Aus der Großfamilie Hase gingen mutige Widerständler gegen die Hitler-Diktatur hervor: Der General Karl von Hase, ein Enkel, wurde nach dem missglückten Juli-Attentat 1944 hingerichtet, der Urenkel, der Theologe Dietrich Bonhoeffer 1945 im KZ Flossenbürg.

© Th. Peschke


   Hans Berger

   * 21.05.1873 in Neuseß/Coburg

   † 01.06.1941 in Jena

      Psychiater, Professor, Entdecker des EEG

 

Hans Berger wuchs in einem bildungsbürgerlichen Elternhaus auf. Sein Vater war der Medizinalrat Paul Friedrich Berger, Arzt und Direktor des Coburger Landeskrankenhauses. Und sein Großvater mütterlicherseits war der Dichter und Professor für Orientalistik Friedrich Rückert (1788–1866), Übersetzer persischer und arabischer Literatur.

 

Der Arztsohn Hans Berger besuchte mit guten Leistungen das Coburger Gymnasium. Er studierte Naturwissenschaften und immatrikulierte sich in Berlin für Medizin. Er hörte auch Vorlesungen in Kiel, Würzburg und Jena, wo er 1897 das Staatsexamen ablegte und promovierte. Im selben Jahr bekam er an der Jenaer Nervenklinik eine Stelle als Arzt. Von Anfang an interessierte ihn die Untersuchung der Hirnrinde, der er alle psychischen Vorgänge des Menschen zuordnete. Durch Messungen der Hirndurchblutung konnte er Reaktionen des Gehirns bei Rechenaufgaben, Medikamentengabe, Schrecksituationen und Schmerzreizen aufzeichnen. 1911 heiratete er Ursula Freiin von Bülow und hatte mit ihr vier Kinder. Sie war als technische Assistentin an der Klinik tätig gewesen. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Berger im August 1914 als Stabsarzt eingezogen und erst 1918 mit Auszeichnungen aus dem aktiven Dienst entlassen. Er trat wieder in die Universität ein, ab 1919 war er ordentlicher Professor für Psychiatrie an der Nervenklinik. Neben seiner klinischen Tätigkeit als Arzt forschte er weiter an der Großhirnrinde und konnte in Zusammenarbeit mit Technikern des Zeiss-Werkes erstmals den sicheren Nachweis von Hirnströmen erbringen. Seine Erstbeschreibung des Hirnstrombildes des Menschen stieß anfangs auf Ablehnung bei seinen deutschen Kollegen. In England und den USA war die Fachwelt schneller auf seine Ergebnisse aufmerksam geworden. Mit Erreichen der Altersgrenze wurde Hans Berger 1938 aus der Universität entlassen. Er verstarb 1941 durch Selbsttötung, wahrscheinlich infolge einer schweren Depression. Der Entwickler der Elektroenzephalografie, kurz EEG, erlebte die Würdigung für seine bahnbrechende Entdeckung nicht mehr. Heute ist das EEG eine allgemein anerkannte Methode in der neurologischen Diagnostik. In Jena erinnern an Hans Berger eine Straße und die nach ihm benannte Klinik für Neurologie.

© Ch. Apfel

 


 Johann Wolfgang Döbereiner

 * 13.12.1780 in Hof

 † 24.03.1849 in Jena

  Chemiker

 

Die Berufung des Autodidakten Johann Wolfgang Döbereiner als Pharmazeut an die Jenaer Universität war selbst für das 19. Jahrhundert ungewöhnlich. Seine Eltern, der Vater war Kutscher, ermöglichten ihm trotz ihrer ärmlichen Verhältnisse eine Ausbildung zum Apothekenprovisor. Nach den Wanderjahren fehlte ihm das Geld zum Kauf einer Apotheke. Bei seinen Anstellungen als Techniker in einer Baumwollmanufaktur und in einer Brauerei entwickelte er technologische Verbesserungen, die er publizierte. Diese Fachartikel empfahlen ihn als Nachfolger des 1809 in Jena verstorbenen Chemieprofessors Johann Friedrich August Göttling. Döbereiner führte als erster Professor Deutschlands chemische Praktika ein. Er entdeckte, dass Wasserstoff und Sauerstoff in der Gegenwart von Platin eine solche Hitze entwickeln, dass das Platin zu glühen beginnt ohne selbst zu verbrennen, dabei aber den Wasserstoff entzündet. Mit dem von ihm entdeckten Verfahren der heterogenen Katalyse werden heute weltweit die meisten chemischen Produkte erzeugt. Döbereiner erkannte zudem als Erster einen systematischen Zusammenhang zwischen den chemischen Elementen und ordnete sie in Dreiergruppen. Daraus wurde 40 Jahre später das Periodensystem der Elemente entwickelt. Gemeinsam mit Friedrich Körner, dem späteren Lehrmeister von Carl Zeiss, unternahm er Schmelzversuche zur Verbesserung der optischen Eigenschaften von Glas. Das erregte Goethes Interesse, für den er auch chemische Analysen von Gesteinen und Mineralien durchführte. Die erste Traubenzuckerfabrik der Welt in Tiefurt war gleichfalls das Verdienst von Döbereiner. Reich wurde Johann Wolfgang Döbereiner nicht, da er die Vermarktung seiner Leistungen anderen überließ. Er war zeitlebens zur strengsten Sparsamkeit gezwungen, um die elfköpfige Familie zu ernähren. Zwei seiner Söhne traten als Chemiker in seine Fußstapfen. Der große Döbereiner-Hörsaal mit seinem Denkmal davor, die Döbereiner-Apotheke und eine nach ihm benannte Straße halten in Jena die Erinnerung an ihn lebendig. Der jetzige Grabstein des Familiengrabes Döbereiner ersetzt die 1945 durch Bomben zerstörten drei Grabsteine für die auf diesem Friedhof begrabenen neun Familienmitglieder.

© Th. Peschke


   Johann Christian Stark I

    * 13.01.1753 in Oßmannstedt

    † 11.01.1811 in Jena

Mediziner

 Johann Christian Stark II

 * 30.10.1769 in Klein-Cromsdorf

 † 24.12.1837 in Jena

 Mediziner

 Friedrich Klopfleisch

 * 12.08.1831 in Heusdorf/Apolda

 † 30.05.1898 in Jena

 Kunsthistoriker, Universitätsprofessor

 

Der Mediziner Johann Christian Stark hatte an der Universität Jena promoviert. Als Hochschullehrer setzte er sich für eine umfassende Medizinerausbildung verbunden mit einer stark praxisorientierten Lehre ein. Stark war Leibarzt der Herzogin Anna Amalia und des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Auch Friedrich Schiller und die Familie von Goethe schätzten sein ärztliches Können. Stark erlangte 1783 lokale Berühmtheit durch eine erfolgreiche Kaiserschnittentbindung bei einer Weimarer Hofdame. 1804 wurde er Geheimer Hofrat und Direktor der Entbindungsanstalt in Jena. Auf Grund seiner unermüdlichen Betreuung der Verwundeten während der Schlacht von Jena verlieh ihm Napoleon 1808 neben einer Pension das Kreuz der Ehrenlegion, den Verdienstorden der Légion d’honneur. Johann Christian Stark hatte 1783 Louise Friederike Christiane Polz geheiratet, die Tochter des Theologen Christian Friedrich Polz. Von den gemeinsamen Töchtern heirateten Amalie den Juristen Friedrich Ortloff (1797-1868) und Louise den Naturforscher Lorenz Oken (1779-1851).

 

Der vielseitig interessierte Friedrich Klopfleisch studierte ab 1852 Medizin, Naturwissenschaften, Ästhetik, Archäologie, Poesie, Pädagogik und Philosophie in Jena und München. An der Philosophischen Fakultät in Jena promovierte er 1856 und wurde drei Jahre darauf in Kunstgeschichte habilitiert. 1862 heiratete er Helene Selma Stark, eine Enkelin des Mediziners Johann Christian Stark. Der Einsatz von Klopfleisch für die Kunstgeschichte seiner Heimat mündete in dem staatlich angeordneten Werk der Erfassung der Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, dessen Leitung er 1884 für zwei Jahre übernahm. Zudem gelang es ihm, 1863 ein Germanisches Museum zu gründen und diese bis heute bestehende Sammlung zur Ur- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands in die Universität Jena einzugliedern. Den Grundstock dafür bildete seine eigene Sammlung. Friedrich Klopfleisch hatte die grundlegende Bedeutung der Keramik „als einen der leitenden Faktoren“ für die chronologische Gliederung der Ur- und Frühgeschichte erkannt. Von ihm stammen die Begriffe „Schnur- und Bandkeramik“.

An den Familienverband Stark/Klopfleisch erinnert in Jena die Klopfleischstraße.

© M. Röppnack


  Volkmar Stoy

  * 22.01.1815 in Pegau

  † 23.01.1885 in Jena

  Pädagoge

 

Der Pädagoge Karl Volkmar Stoy hatte in Leipzig und Göttingen Theologie, Philologie und Philosophie studiert. Nach seiner Promotion unterrichtete er von 1839-42 an der Benderschen Privaterziehungsanstalt in Weinheim. 1843 habilitierte Stoy mit einer Arbeit über Platon an der Universität Jena und lehrte Philosophie und Pädagogik, zunächst als Privatdozent, später als ordentlicher Honorarprofessor. Neue Wege in der Ausbildung der Studierenden, hauptsächlich Theologen, betrat Stoy 1844 mit Gründung des Pädagogischen Universitätsseminars mit angeschlossener Volksschule. Dort wurde der Unterricht allein von den Seminaristen abgehalten. So erhielten die angehenden Lehrer eine über die reine Wissensvermittlung in den Vorlesungen hinausgehende, praktisch pädagogische Ausbildung. 1858 wurde der Neubau der Seminarschule eingeweiht, die Stoy nach dem Gründer der Jenaer Universität Johann-Friedrichs-Schule benannte. Karl Volkmar Stoy führte zudem von 1844-68 ein privates Erziehungsinstitut mit Schule in Jena, in dem Kinder von sechs bis 17 Jahren erzogen wurden. Das „Stoysche Institut“ wurde von seinem Sohn Johann Heinrich Stoy (1846-1905) im April 1880 neu eröffnet. Wegen fehlender staatlicher Unterstützung des Pädagogischen Seminars ging Karl Volkmar Stoy 1866 nach Heidelberg, wo er am neugeschaffenen Lehrstuhl für Pädagogik unterrichtete. Das Pädagogische Seminar in Jena wurde nach seinem Weggang aufgelöst und die Seminarschule als städtische Bürgerschule weitergeführt. 1874 kehrte Stoy nach Jena zurück, um das pädagogische Seminar erneut einzurichten. Als Gründer und Leiter des pädagogischen Seminars hat sich Stoy große Verdienste um die Lehrerausbildung erworben und wesentlich dazu beigetragen, Pädagogik als selbständige Wissenschaft zu begründen. Schule ganzheitlich zu erfassen und zu gestalten, das war seine Idee, die sich heute im „dualen System“ widerspiegelt. Die Grabstätte der Familie Stoy befindet sich neben dem Durchgang in der alten Westmauer des Friedhofs. Das nach Karl Volkmar Stoy benannte Staatliche Berufsschulzentrum mit seinem Denkmal, die Stoystraße und sein Denkmal in der via triumphalis, dem Fürstengraben, halten die Erinnerung an ihn lebendig.

© I. Behlert


Carl Friedrich Ernst Frommann

 * 14.09.1765 in Zülichau (heute Polen)

 † 12.06.1837

  Verleger, Buchhändler

 

Carl Frommann arbeitete nach einer Ausbildung in Berlin im Verlagsgeschäft seines Vaters in Züllichau, in der Nähe von Frankfurt an der Oder. 1786 übernahm er die Leitung des Familienbetriebs. Neben den Fachbereichen Theologie und Philosophie erweiterte er das Angebot um Schul- und Sprachwörterbücher. Von dem Universitätsbetrieb in Jena und dem nahen klassischen Weimar erhoffte sich Frommann Auftrieb für seine Verlagsarbeit und verlegte 1798 den Firmensitz nach Jena. Ein Jahr später erhielt er das Privileg, zusätzlich eine Druckerei zu eröffnen.

Carl Frommann bewohnte von 1800 bis 1830 das heute noch nach ihm benannte Haus am Fürstengraben. Viele renommierte Autoren der Weimarer Klassik und deutschen Romantik waren dort zu Gast und so wurde sein Haus zum gesellschaftlichen Mittelpunkt in Jena. Neben Naturwissenschaftlern, Komponisten und Malern zählten zum Freundeskreis der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland, der Schriftsteller Karl Ludwig von Knebel, der Dichter Ludwig Tieck, die Philosophen Friedrich Hegel und Friedrich Schelling sowie der Altphilologe Johann Diederich Gries. Auch Johann Wolfgang von Goethe verkehrte hier regelmäßig. Diese Beziehung entwickelte sich 1806/1807 besonders freundschaftlich, als sich Goethe von Frommanns Pflegetochter Wilhelmine Herzlieb inspiriert fühlte, was sich in der Figur der Ottilie in Goethes letztem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ widerspiegelt.

Verheiratet war Carl Frommann mit Johanna Wesselhöfft (1765-1830). Der gemeinsame Sohn Friedrich Johannes (1797-1886) arbeitete ab1823 im Familienunternehmen mit. 1830 zog sich Frommann aus dem Verlag zurück. Sein Sohn übernahm 1837 die Leitung der Verlagsgeschäfte. Bis heute besteht der einstige Frommannsche Verlag unter dem Namen frommann-holzboog-Verlag mit Sitz in Stuttgart, der vor allem geisteswissenschaftliche Werke publiziert.

Die Stadt Leipzig verlieh dem Verleger Carl Frommann im Jahr 1836 die Ehrenbürgerwürde. In Jena erinnern an Carl Frommann sein Wohnhaus und eine nach ihm benannte Straße.

© I. Behlert


Ehemaliges Erbbegräbnis Besell/Betzelt/Grabhaus

Im Rahmen neuer Recherchen in den Kirchenbüchern konnte festgestellt werden, daß der Name Bezelt/Bezin/Bezold geschrieben wurde. Nur für Bezelt konnte eine Familie für die Bauzeit des Grabhauses nachgewiesen werden.

Die Brüder Hans Bezelt ein Schneider († 6. Mai 1638 in Jena) und sein Bruder, Peter Bezelt, ein Balbierer/Bader/Chirurgus († 11. Februar 1659 in Jena) kamen lt. Kirchenbuch aus Mühlhausen/Preußen und wurden Bürger Jenas. Jedoch scheint nur Peter Bezelt in Jena eine Familie begründet zu haben. 

Peter Bezelt heiratete am 20. November 1637 Elisabeth Zahn, die am 20. Oktober 1616 geborene Tochter des Weiß-gerbers und Rathsverwalters Martin Zahn aus Jena. In der Ehe wurden 9 Kinder geboren, wovon einige kurz nach der Geburt verstarben. Die Familie wohnte in der Leutergasse in Jena.

Peter Bezelt starb als Hofbarbierer am 11. Februar 1659.

Elisabeth Bezelt heiratete in zweiter Ehe den Barbierer Christoph Gittner aus Breithon an der Oder/Schlesien und starb am 8. April 1685 in Jena.

Das letzte Familiemitglied, die am 7. April 1641 geborene Tochter Anna Elisabetha Betzeldin, „Hrn. Peter Betzelts nachgelassene Tochter“ starb 1709. Dann erlosch der Nachweis für die Familie. Es ist anzunehmen, dass das Grabhaus der Familie gehörte. Vom Bruder Hans Bezelt konnten keine weiteren Daten gefunden werden.

Erbbegräbnis Weimar

Danach wurde das Grabhaus als Erbbegräbnis an die Familie Johann Christoph Friedrich Weimar (1766-1838) Ehefrau Johanna Magdalena Friedericke Weimar (geb Grellmannn, 1782-1828) vergeben.

Der klassizistische Sockel trägt eine von Drapierungen und Totenschädeln umsäumte Inschrift. Seitlich befinden sich Spruchtafeln. Der obere Sockel wird flankiert von zwei sitzenden Kindern und einer knienden Frau. Darüber angeordnet auf einem Gerippe ein Engel, der stark beschädigt ist.

Grabsteininschriften:

oben: Mensch! / Der du sterblich bist betrachte / Hier das Sterben, der du / hier gehest stehe!

links: Wirst Du O Sterblicher. /Zu den gerechten Kommen, so sey Gerechtigkeit alhier/  dein Angel Stern. /Das wer gerecht hier lebt eh er wird weggenommen wird in Gerechdigkeit dort leben dem Herrn

rechts: die Hoffnung libet hier was Gott schon längst bereitet /Was noch sein Ohr gehört, / sein Hertze hat gespürt. / Was kein Aug hat gesehn. / Wen so die Hoffnung leitet / der folge, weil er wird im Himmel eingeführt.

mitte: Hier  ruht in Gott  .... Weimar  geb. d. .... gest. d. 14. Mai 18...  .... Weimar geb. Grellmann  ..... geb. d. 2. April 1782. gest. d. 28.  April 1828.

Johann Christoph Friedrich Weimar

* 11.04.1766 in Jena

† 14.05.1838 in Jena STB 1838/193, 71

Tuchhändler, Tuchmacherobermeister; Ratsabgeordneter;

Sohn des Ratsherrn, Kastenvorstehers und Tuchmacheroberältesten Johann Christian Weimar;

Er war in erster Ehe verheiratet mit Johanna Henrietta Susanna, geb. Herwarth, der Tochter des Gasthausbesitzers zum ”Schwarzen Bär” Georg Friedrich Herwarth, in zweiter Ehe mit

Johanna, Friedericka, Magdalena, geb. Grellmann

* 02.04.1782 in Jena

† 28.04.1828 in Jena

Die von Johann Christoph Friedrich Weimar 1820 in Camsdorf vor den Toren Jenas gegründete Kammgarnspinnerei führte sein Sohn Eduard Weimar fort. Hier wurde 1864 die erste Jenaer Dampfmaschine in Betrieb genommen.

 

Günter He(e)rwagen

ca.1502 – 1556,

Amtsschösser/Rentmeister (Quästor) in Diensten von drei Sächsisch-Ernestinischen Kurfürsten und Herzögen:

Johann der Beständige (1532-1532), Johann Friedrich I.,der Großmütige (1532-1547), Begründer der Universität Jena und Johann Ernst I. (1532-1553).

An der Südwand der Bezel(t)schen Kapelle wurde nach dem Straßenbau der heutigen Straße des 17. Juni das sehr stark verwitterte Renaissance-Grabmal des Ehepaares Günter und Katharina He(e)rwagen aufgestellt.

Der übersetzte lateinische Text, überliefert von Adrian Beier und aufgeschrieben von Dr. Herbert Koch lautet:

Unter diesem Stein, den du hier siehst, mit einer Inschrift in Versen versehen,

liegen des Günther He(e)rwagen tote Glieder.

Das Amt eines Schössers/Rentmeisters bekleidete er am Sächsischen Hof,

mit dem ihm geziemenden Eifer, in Rechtschaffenheit und Treue.

Nicht unangenehm war er dir, Fürst, mutiger Johann.

Nicht missfiel er dir, frommer Johann Friedrich.

Gerne gesehen war er bei dir, edler Ernst. Trauer tragt

auch ihr, seine drei Brüder, dass dieser Mann nicht mehr lebt.

Vielmehr ist nun seine Seele in den Himmelssaal gelangt,

unter den himmlischen Scharen lebt und verweilt sie,

bis am letzten Ende auferstehen werden die übrigen Glieder

seines Leibes, gerufen vom Tönen der Posaune der Engel.

 Gestorben ist er im Jahre des Herrn 1556, im 54. Lebensjahr.

Ihm folgte Katharina, seine Gattin, im Jahr (nach) Christi (Geburt) 1559

und wurde an seiner Seite begraben.

© Ch. Apfel, Lateinische Übersetzung des Herwagentextes: J. Siebert


Johann Jakob Griesbach

* 04.01.1745 in Butzbach

† 24.03.1812 in Jena

Theologe

 

Johann Jakob Griesbach studierte Theologie in Tübingen, Halle und Leipzig. Nach dem Magister 1768 trat er eine zweijährige Studienreise zu Bibliotheken in Deutschland, Holland, England und Frankreich an, wo er sich im Besonderen dem Studium neutestamentlicher Handschriften widmete. Johann Jakob Griesbach gilt als Bahnbrecher für die internationale neutestamentliche Textforschung. Seine wichtigste Herausgabe ist die um 1800 erschienene 2. Ausgabe des Neuen Testaments mit dem Paralleldruck der drei Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas. Zu den drei Texten, die zu unterschiedlichen Zeiten von verschiedenen Autoren an unterschiedlichen Orten in Israel, Syrien und Griechenland aufgeschrieben worden waren, analysierte er Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Die Textverwandtschaften stärken einerseits die Glaubwürdigkeit der Überlieferungen über das Leben von Jesus. Andererseits weisen die Unterschiede bei den Texten auf regional bedingte kulturelle Einflüsse in Palästina und Kleinasien hin. Griesbach prägte die heute international gebräuchlichen Begriffe der Synopse für den Textvergleich und der Synoptiker für die drei Evangelien. Zudem ordnete er die Handschriften, die den Kirchenvätern vorgelegen hatten, in drei Textfamilien: occidentalisch, orientalisch und byzantinisch. Seit 1775 war Griesbach Professor in Jena, er lehnte mehrfach Rufe anderswohin ab. Ebenfalls 1775 hatte er die Pfarrerstochter Friederike Juliane Schütz aus Aschersleben geheiratet. Das Ehepaar Griesbach blieb kinderlos. Ihre Pflegetochter Bertha Sturm heiratete den Agrarwissenschaftler Friedrich Gottlob Schulze, welcher in Deutschland die wissenschaftliche landwirtschaftliche Ausbildung an der Universität begründete; das Familiengrab Schulze befindet sich ebenfalls auf dem Johannisfriedhof. Auf der Grabstätte Griesbach liegt eine klassizistische Grabplatte aus Sandstein mit den biografischen Eckdaten des hier beigesetzten Ehepaares. In Jena erinnert das auch als Prinzessinnenschlösschen bekannte Griesbachsche Gartenhaus an die Familie. Nach Griesbachs Tod wurde das Anwesen vom Weimarer Hof durch Großherzogin Maria Pawlowna für ihre Töchter, die Prinzessinnen Marie und Auguste, erworben.

© Th. Peschke


Godhard Friedrich Julius Prüssing

 * 25.07.1828 in Segeberg

 † 09.10.1903 in Jena

 Roma Prüssing, geb. Panzer, 1. Ehefrau

 * 26.04.1826 in Penig

 † 12.09.1886 in Jena

 Fabrikant

Godhard Prüssing war ausgebildeter Eisenbahningenieur und beschäftigte sich erst in seiner zweiten Lebenshälfte mit dem Werkstoff Zement. Er war nicht nur Produzent dieses Werkstoffs, sondern forschte auch ständig an dessen Verbesserung. 1882 führte er einen „verbesserten Portland-Cement“ ein, dem er zu dem Hauptbestandteil aus Portlandzementklinker 30 Massenprozent Hüttensand beimengte, also granulierte Hochofenschlacke. Darin wurde ein Verstoß gegen das 1885 vom Verein Deutscher Cement-Fabrikanten beschlossene „Reinheitsgebot“ beim Portlandzement gesehen, was zu langjährigen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen führte. Heute gehört Prüssings Zement-Rezeptur nach europäischer Norm zur Kategorie der Portlandkompositzemente, die im Gegensatz zum reinen Portlandzement aus mehreren Hauptbestandteilen bestehen dürfen. Das in Göschwitz-Jena durch Prüssings Initiative 1886 entstandene Zementwerk wurde rasch zu einem großen Betrieb, für den sich Prüssing nicht nur als Geschäftsmann verantwortlich fühlte. Er übernahm auch Verantwortung für das Wohlergehen seiner Mitarbeiter. Als Vertreter einer sozialen Marktwirtschaft gewährte er der Belegschaft einen 8-Stunden-Tag und die Lohnfortzahlung bei Krankheit. Er errichtete zudem Hilfsfonds und andere soziale Hilfseinrichtungen. Nicht umsonst bekam er deshalb den Beinamen „Abbe von Göschwitz“. Dieser Beiname bezieht sich auf den Industriellen Ernst Abbe, seit 1899 Alleininhaber der Firma Carl Zeiss und bekannt für sein soziales Engagement. Das Grabdenkmal für Godhard Prüssing ist auf einem Unterbau aus Kalkstein eine Säule aus poliertem Granit mit darauf stehender Urne, welche noch zwei Voluten aus Bronze zieren. Neben den eingravierten Lebensdaten von Godhard Prüssing findet sich der Spruch: „Hilfreich, furchtlos und treu.“ Diese drei Worte beschreiben zutreffend sein Leben und seinen Arbeitsstil. In der Urne wird seine Asche aufbewahrt. Seine bereits 1886 verstorbene erste Ehefrau Roma Prüssing wurde durch eine Erdbestattung beigesetzt, so dass die Grabanlage eine zweigeteilte Ruhestätte ist. In Jena erinnert die Prüssingstraße an den Ingenieur und Zementhersteller.

© E. Bock


Moritz Seebeck

* 08.01.1805 in Jena

† 07.06.1884 in Jena

Pädagoge, Prinzenerzieher, Ehrenbürger der Stadt Jena

 

Moritz Seebecks Name ist untrennbar mit der Geschichte der Universität Jena in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbunden, deren Entwicklung er wie kein Zweiter prägte. Der als Sohn des Physikers Thomas Johann Seebeck geborene Jenenser studierte in Berlin Klassische Philologie, wo er zunächst als Gymnasiallehrer tätig war, bevor er nach Meiningen kam. Dort reformierte er als Gymnasialdirektor das Schulwesen im Herzogtum Sachsen-Meiningen und war mit der Prinzenerziehung des späteren Theaterherzogs Georg II. beauftragt. Im Revolutionsjahr 1848 vertrat er als Diplomat das Herzogtum in der Frankfurter Nationalversammlung. Anschließend, nunmehr Geheimer Staatsrat am Weimarer Hof, war er als Bevollmächtigter aller Thüringer Staaten in Berlin. 1851 übernahm Moritz Seebeck die seit einigen Jahren vakante Stelle des Kurators der von den vier Thüringer Staaten getragenen ernestinischen Gesamtuniversität Jena. Das einem Universitätskanzler vergleichbare Amt sollte er für 26 Jahre bis zu seiner Pensionierung 1877 innehaben. Durch Verhandlungsgeschick und umsichtige Verwaltung der geringen Mittel gelang es ihm, die in dieser Zeit unter schlechter Finanzierung leidende Universität dennoch auszubauen. Verbunden mit einer klugen Berufungspolitik, für die unter anderem die Namen des späteren Nobelpreisträgers Rudolf Eucken und des Physikers Ernst Abbe stehen, sowie der Gründung naturwissenschaftlicher Institute und der Errichtung neuer Gebäude legte er den Grundstein für den beginnenden Aufschwung der Salana. Dreimal wurde ihm für seine Verdienste eine Ehrenpromotion verliehen und 1858 zudem die Ehrenbürgerschaft der Stadt Jena. Auch das auf dem Marktplatz stehende, von Friedrich Drake geschaffene Hanfried-Denkmal geht auf seine Initiative zurück. Es wurde anlässlich des 300jährigen Universitätsjubiläums 1858 zur Erinnerung an den Universitätsgründer Johann Friedrich errichtet. Auf der Grabstätte von Moritz Seebeck erhebt sich über einem dreistufigen Podest ein schwarzer Granitobelisk mit einem gusseisernen Lorbeerkranz. Darunter finden sich in vergoldeter Inschrift die Lebensdaten Seebecks sowie seiner Frau Ida, geborene von Krauseneck (1811-1886).

© St. Danz